Der US-Medienkonzern Gannett sucht für «USA Today» einen «Taylor Swift Reporter». Jetzt aber schnell Bewerbungsfotos machen.
An einem dieser Tage, an denen man als gebeutelter Arbeitnehmer mal wieder darüber nachdenkt, ob man vielleicht gerade noch jung genug ist, um noch mal von vorne anzufangen, anstatt Kollege XY zu erwürgen, weil der sich mal wieder nicht an Absprachen gehalten hat, wirft einem das Universum in einem seltenen Anfall von Güte also einen Rettungsanker zu.
Unter der firmeninternen Ausschreibungsnummer #39305 sucht das US-Medienunternehmen Gannett seit dieser Woche nichts Geringeres als: einen «Taylor Swift Reporter». Da vergisst man doch sofort jegliches Bad Blood mit dem Kollegen, shakt die Alltagssorgen off und sucht auf der Festplatte, ob man noch halbwegs aktuelle Bewerbungsfotos aus diesem Jahrtausend hat.
Es winkt ein «Stundenlohn zwischen 21.63 und 50.87 Dollar»
Zum amerikanischen Konzern Gannett gehören unter anderem «USA Today» (kennt man) und «The Tennessean» (kennt man nicht, klingt aber schön nach Whiskey und Rodeo). Für diese beiden Publikationen wäre man laut Stellenausschreibung als Taylor-Swift-Reporter in erster Linie zuständig. Das klingt einleuchtend, besonders was den «Tennessean» betrifft, hat die vom Country kommende Taylor Swift doch lange in Tennessee gelebt und gewirkt.
Die Arbeit könne man, so heisst es, gern remote überall in den Vereinigten Staaten verrichten, «ausser in Alaska und Hawaii». Das ist zwar merkwürdig, denn warum soll man, beispielsweise, in Wyoming als Taylor-Swift-Reporter arbeiten können und in Alaska nicht? Egal, damit könnte man sich schon arrangieren. Weiter im Text: «Der Journalist muss bereit sein, weltweit zu reisen (und es muss ihm auch gesetzlich gestattet sein).» Das ist blöd für Terroristen, die können sich nicht bewerben. Aber kommen wir zum Inhalt.
Swift habe mittlerweile einen nahezu unerhörten Popsuperstarstatus erreicht, der nach einem Reporter verlange, der «die Bedeutung ihrer Musik und ihr wachsendes Vermächtnis» kritisch begleite, heisst es in der Annonce. Das klingt folgerichtig, denn wenn selbst politische Parteien von Zeitungen eigene Redaktoren zugeteilt bekommen, sollte ein Taylor-Swift-Reporter eigentlich in jedem Medienhaus von Rang Standard sein.
Um sich Karten für die «Eras»-Tour zu leisten, müsste man ungefähr 1000 Stunden als Taylor-Swift-Reporter arbeiten.
Man brauche einen «tatkräftigen Autor, Fotografen und Social-Media-Profi», schreibt die Personalabteilung von Gannett. Der Verlag will also eigentlich drei Taylor-Swift-Reporter einstellen, aber nur einen bezahlen. Das ist kein Problem, das ist man auch von der Branche so gewohnt. Die Sache scheint ohnehin nicht auf ein Arbeitsverhältnis f¨ür Festangestellte angelegt zu sein, sondern auf eine freiberufliche Tätigkeit. Denn in der Stellenanzeige ist von «einem Stundenlohn zwischen 21.63 und 50.87 Dollar» die Rede.
Um sich Karten für Taylor Swifts rekordsprengende «The Eras»-Tour leisten zu können, müsste man zumindest in den USA, wo die Ticketpreise endgültig im «Bereich gaga» angekommen sind, also vermutlich ungefähr 1000 Stunden als Taylor-Swift-Reporter arbeiten. Wobei – in dieser Funktion bekommt man hoffentlich eine Presseakkreditierung.
Man könnte aber auf jeden Fall trotzdem in die Bewerbung schreiben, dass man sich in einem Kampf aller Swifties gegen alle bereits erfolgreich durch die Eventim-Tickethölle geboxt hat, gegen die Odysseus’ Odyssee wie eine wohlorganisierte Pauschalreise wirkt, und stolzer Besitzer von zwei Taylor-Tickets ist. Wenigstens zum Vorstellungsgespräch müssten sie einen dann doch einladen.
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2023-09-19T05:28:21Z dg43tfdfdgfd